Tja, hallo nach knapp einer Woche,
aber was soll man sagen. Die Arbeitswoche ist dann doch nicht so spannend. Tagtäglich wird das Forschungskonzept umgeschmissen, neue Fragestellungen erarbeitet, mit Leuten diskutiert. Nach dem Arbeitstag gings dann in der letzten Woche häufiger noch weiter zum Essen mit Arbeitskollegen oder auf Veranstaltungen von CAMP Alatoo. Hier mal ein Bild aus dem Büro. Ich teile mir den Trakt mit zwei anderen Menschen:
Ich melde mich vorerst das letzte Mal aus Bishkek. Denn: am nächsten Mittwoch gehts gen Süden und das für vier Wochen. Im Süden, genauer gesagt in Jalal-Abad und Umgebung werde ich dann Interviews führen und Haushalte befragen. Jalal-Abad ist die drittgrößte Stadt Kirgistans und wie der gesamte Süden ganz anders als der Norden. Allgemein wird gesagt, dass der Norden russischer geprägt sei und dazu ganz einfach wohlhabender ist. Der Süden ist deutlich ärmer und Konflikte wie jene solche von 2010, als es den letzten politischen Putsch gab, häufiger zu sehen. Damals gab es in Osh (zweitgrößte Stadt) und eben in Jalal-Abad tagelang blutige Unruhen zwischen Kirgisen und Usbeken. Ist also ein heißes Pflaster da unten.
Die Meinungen gehen auseinander: einige sprechen ganz nüchtern von eher orientalischeren Verhältnissen, wieder andere: "Dort unten herrscht Anarchie". Man wird sehen.
In Jalal-Abad werde ich mich die ersten Tage aufhalten, um dann im weiteren Verlauf eher in die Dörfer zu gehen und dort bestimmt auch übernachten. Wie's laufen wird, weiß ich selbst noch nicht genau. Mit dabei habe ich einen Übersetzer, der allerdings noch gecastet werden muss. Voraussetzung: er oder sie muss kirgisisch und englisch sprechen und verstehen können. Andernfalls stehe ich ziemlich dumm da. Das wird sich Anfang nächster Woche entscheiden.
Es ist möglich, von Bishkek aus zu fliegen. Viele aber sagen, dass es sich lohnt, quer bzw. senkrecht durchs Land zu fahren. Letzteres werde ich dementsprechend auch machen. Das wird eine Tagestour mit nem Sammeltaxi.
Apropos Transportmöglichkeiten. In Bishkek gibts Busse und Taxis als öffentliche Verkehrsmittel. Das sie durchaus bezahlbar sind, erwähnte ich bereits. Was es jedoch nicht gibt, sind Busfahrpläne. Würde in Deutschland der gemeine wartende potenzielle Passagier nach 2 Minuten Busverspätung im Dreieck springen, stellt man sich hier eben an irgendeine der Hauptstraßen und wartet. Im Sekundentakt preschen Kleinbusse vorbei, die sich in Farbe, Zustand und Nummer unterscheiden. Ihr Name lautet "Maschrutkas" (ist bestimmt falsch geschrieben ;) Sie befahren feste Routen, die ich bisher noch nicht herausgefunden habe. Was haben sie alle gemein? Es sind Kleintransporter der deutschen Automarke mit dem Stern und haben früher alle einem anderen Zweck gedient. Auf einigen steht beispielsweise "Maurerbetrieb Kramer"...wie die hier her gekommen sind? Links ein Bild von einem der Gefährte.
Was macht man hier so abends so?
Hier gibts diverse Clubs und nette Restaurants, natürlich gerne auf westlich gemacht. Gestern beispielsweise war ich mit einer Arbeitskollegin (aus Frankreich) und zweier ihrer Freundinnen (1x aus Frankreich, 1x aus Südkorea - lebt aber in Frankreich) in einer tatsächlich alternativen Freiluftbar. So richtig mit Musik, Lichterketten, Sitzkissen und Bier. Es gab Heineken, Carlsberg, tschechisches Bier... Die "Band", bestehend aus Altrockern, spielte alte Rockklassiker von Rolling Stones bis Dire Straits. Sie hatten es, naja, nicht wirklich drauf, es war trotzdem nett.
Mit ihnen, also den Leuten aus Frankreich, nicht den Altrockern, werde ich Montag Abend irgendwas unternehmen - ist ja immerhin Geburtstag.
Was erfuhr ich an diesem Abend? In Frankreich gibts auch Hippster. Oder: Wenn man hier von der Polizei angehalten und nach dem Pass gefragt wird, sollte man die deutsche Botschaft anrufen. Damit ist jedoch einfach irgend ein Freund gemeint, der gut improvisieren kann. Dann lässt die Polizei vielleicht von einem ab. Überhaupt: sie vermittelt in der Öffentlichkeit auch in meiner Wahrnehmung einen eher bedrohlichen denn beschützenden Eindruck. Häufig gehts - na klar - um Main Money. Und obs dir nun der Polizist oder der Taxifahrer wegnimmt, kann man sich aussuchen.
Bei Sicherheitsfragen hat hier sowieso jeder seine eigene, meist andere Meinung als Andere und soweiter. Der eine sagt: "Ich rufe das Taxi bei der Zentrale und halte nicht einfach eines an, dann sind Fahrpreis klar und Kidnapping ausgeschlossen", die oder auch der andere sagt: "Nachts gehe ich niemals alleine durch die Straßen". Nachts laufe ich zwar ebenso ungern allein durch Bishkek, aber eher aus dem Grund, dass ich mich verlaufen würde. Was ich natürlich auch schon hinter mir habe ;) Was habe ich gemacht: ich habe ein Taxi gerufen und bin nach Haus. Wie gesagt, jeder hat hier seine eigene Meinung.
Was fällt mir noch ein? Viele sind hier deutschlandaffin und waren teilweise auch schon im Lande. Das liegt unter anderem an den zahlreichen Austauschprogrammen der Unis. Aber das sie dann gleich Songs von Bushido, Tim Bendzko und "dieses Lied mit ich bau ne Stadt für dich kennen"? Hm. So gibt es denn auch German Bakerys (alle Indien-Univeteranen werden sich erinnern!), Bratwurst und eine "deutsche" Brauerei Schrägstrich Restaurant namens "Steinbräu" im Süden Bishkeks. Muss man wissen.
Vielleicht noch Folgendes, Folge 3:
Was gibt es außerdem noch in Bishkek? hupende Autos, ich muss es einfach nochmal betonen: Fleisch
Was gibt es dort zudem auch nicht? Busfahrpläne, Fugängerampeln, Briefkästen
Nächstes Mal dann eine Folge zu "Was gibt es/gibt es nicht in Jalal-Abad".
Internet solls dort geben, deshalb wirds auch von dort aus Infos über den weiteren Werdegang geben.
Grüße an alle Follower (das ich das jemals schreiben würde ;)
Bis dahin!